„Davon haben wir nichts gewusst“

NRZ Lokalausgabe, 04. März 2013

Von Autor: Ralf Kubbernuß

Dinslaken.

Vor zwei Jahren sind die Düsenbergs aus Duisburg nach Dinslaken gezogen, kauften sich ein Eigenheim im Neubaugebiet an der Süd-/Oststraße im Averbruch. Und fühlten sich, wie die anderen Familien dort, sehr wohl. Bis sie von den Erweiterungsplänen der benachbarten Deponie Wehofen erfuhren. „Wir sind extra an den Niederrhein ins Grüne gezogen. Auch deshalb, weil hier die Kinder so schön draußen spielen können“, erzählt Sinja Düsenberg.

Weil viele befürchten, dass es mit dem Idyll bald vorbei sein könnte, gingen gestern im Averbruch rund 60 große und kleine Anwohner auf die Straße, erstellten Transparente, tauschten sich aus und informierten sich. Ihre Befürchtung: Nahezu in Steinwurfweite wächst eine „Giftmüll-Deponie“, die die Gesundheit der Menschen im Averbruch gefährdet.

„In den Averbruch gelockt“
Über die Pläne, die Deponie zu erweitern, habe ihnen im Vorfeld weder der Bauträger noch die Stadt Dinslaken etwas gesagt. Auch von den Vorplanungen oder dem Runden Tisch, an dem Thyssen-Krupp über das Vorhaben informierte, habe man nichts mitbekommen. „Wenn Sie irgendwo hin ziehen, haben Sie erstmal andere Dinge im Kopf“, so Düsenberg. Erst, als vor etwa einem Monat die Bürgerinitiative gegen Giftmüll (BIGG) Handzettel verteilt habe, habe man von den Plänen erfahren und sei förmlich aus allen Wolken gefallen. Und man habe beschlossen, gegen die Deponieerweiterung zu kämpfen.

So hat man sich gestern organisiert, um heute im Planungsausschuss, der die Stellungnahme der Stadtverwaltung zur Deponieerweiterung auf der Tagesordnung hat, gegen das Vorhaben Flagge zu zeigen.

Mit dem Dinslakener Motto „Wohnen im Grünen“ wurden Familien „geködert und in den Averbruch gelockt“, jetzt sehe man sich mit der Gefährdung der rund 50 Kinder konfrontiert, die alleine in der Neubausiedlung leben und „der Belastung durch Feinstaub, Lärm und belastetes Erdreich nicht ausweichen können“, heißt es in einem Schreiben der Anwohner. Es sei „unbegreiflich, warum die Stadt Dinslaken eine Baugenehmigung für eine Neubausiedlung erteilt, mit dem Wissen, dass in unmittelbarer Nähe eine Giftmüll-Deponie errichtet wird“. Dass es laut Planunterlagen nicht zu einer Belastung des Averbruchs kommen soll, kann die Anwohner dabei gar nicht beruhigen.

Auch fühlen sie sich von Bürgermeister Heidinger im Stich gelassen: „Wir sind doch die Bürger, die hier Steuern bezahlen und unsere Autos umrüsten lassen, damit wir in die Umweltzone fahren dürfen. Er ist unser Bürgermeister und nicht der von Thyssen-Krupp. Er soll sich für uns einsetzen“, so Düsenberg.

Die öffentliche Sitzung des Ausschusses für Planung,Umweltschutz und Stadtentwicklung beginnt heute um 16 Uhr im Rathaus.

Zitat: In erster Linie geht es um die Kinder. Sinja Düsenberg, Anwohnerin aus dem Averbruch

Bild 1:
Anwohner Michael Woock.

Bild 2:
Rund 60 gróße und kleine Anwohner aus der Neubausiedlung im Averbruch zeigten gestern Flagge gegen die Deponieerweiterung.
Foto: Heinz Kunkel

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