Der Tafelberg von Wehofen
NRZ Lokalausgabe, 28. Juli 2007
Von Gerhard Klinkhardt
Mal ist es eine Deponie, mal eine Halde, aber eins ist klar: Beides scheint zum Ruhrgebiet zu gehören, Kohle und Stahl. Und das sind auch die beiden Hauptlieferanten der beiden Halden und der Deponie in Wehofen. Um die Erweiterung der Deponie Wehofen-Nord, die sowohl auf Duisburger als auch auf Dinslakener Gebiet liegt, gibt es derzeit Diskussionen, allerdings hauptsächlich in Dinslaken.
Rein technisch gesehen ist das alles ein “in vier Scheiben modellierter Tafelberg” wie es Peter Schacky von ThyssenKrupp Steel sagt. Die Walsumer Bezirksvertretung hat die Pläne des Stahlkonzerns einfach durchgewunken. Schließlich sind die beiden Halden für die Walsumer kein Problem.
Für ThyssenKrupp Steel ist die Erweiterung der Deponie Wehofen-Nord unverzichtbar. Derzeit läuft der zweite Bauabschnitt. Für mehr als sechs Millionen Euro ist eben erst eine Basisabdichtung erfolgt. Das sichert erst einmal Entsorgungsmöglichkeiten für fünf bis zehn Jahre.
Für die Zeit danach läuft jetzt das Planfeststellungsverfahren für den dritten Bauabschnitt. Hier werden dann Mineralstoffe abgelagert, für die es zurzeit keine Abnehmer gibt: Die LD-Schlacke, so Uwe Wolff von TKS, würde sich gut als Düngemittel eignen, nur so viel braucht keiner. Dazu werden noch Asbestreste in Spezialverpackungen deponiert. Die sechs Millionen Tonnen Deponiegut müssen per Lkw angefahren werden. Das ist das, wovor vor allem den Dinslakener Anliegern graut. Die anderen beiden Halden der Zechen Walsum und Wehofen sind schon längst geschlossen. Auf den knapp 60 Meter hohen künstlichen Bergen stehen zahlreiche Bäume.Viele haben noch Erinnerungen an die Kriegszeit, als hier bis zu 5000 Menschen in einem Höhlensystem Schutz vor Fliegerangriffen suchten, wie sich Jürgen Feuchtner erinnert, der mit einer Gruppe der Walsumer SPD die Halde besichtigte: “Wir standen da wie die Heringe.” Das ist inzwischen lange her.
Aus Sicherheitsgründen hat ThyssenKrupp Steel in den letzten Jahren die Zugänge verfüllen lassen. Seither ist Ruhe auf der Halde, sieht man einmal davon ab, dass der Haldenaufstieg als Geheimtipp gilt. Und trotz kilometerlanger Zäune ist der Zugang doch wohl nicht ganz unmöglich. Die beiden inzwischen geschlossenen Bergehalden sind begrünt. Naturschutzverbände haben Biotope angelegt und das Technische Hilfswerk sorgt dafür, dass sie das auch bleiben. Viele Greifvögel finden hier reiche Beute. Das gilt auch für die Jäger, die hier dafür sorgen, dass die Rehe nicht zu viele der jungen Bäume abfressen. Der Tafelberg von Wehofen: Das ist die derzeit noch einzige der drei Deponien, die in Betrieb ist. Für weitere Jahre möchte Thyssen Krupp Steel hier Mineralstoffreste deponieren.
Fotos: Gerhard Klinkhardt Peter Schacky erklärt Besuchern die Deponie.