Ein Jahr dicke Luft in Dinslaken

NRZ Lokalausgabe, 03. Januar 2009, Heinz Ingensiep

DINSLAKEN. Ein Jahr nach dem Beginn der Feinstaubmessungen, am 3. Januar 2008, hat sich die Messstation an der Wilhelm-Lantermann-Straße zum Rekordhalter entwickelt. Bei Anhalten der kalten Wittertung dürfte hier am heutigen Samstag die Marke von 50 Überschreitungstagen geknackt werden. Bis zum Jahresende 2008 waren es immerhin schon 48. Damit lag die Dinslakener Innenstadt knapp hinter den Messstandorten Clevischer Ring in Köln und Duisburg-Bruckhausen an fünfter Stelle in NRW. Spitzenreiter weiterhin Krefeld-Hafen mit mehr als 70 Überschreitungen und die Gladbecker Straße in Essen mit annähernd 70 Tagen, an denen der Feinstaubwert (kurz: „PM 10″) über den erlaubten 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lag.

Extreme in der Neujahrsnacht

Der Straßenverkehr allein kann nicht die Ursache des Problems sein; das haben selbst die Experten bei der Bezirksregierung im Dezember im Umweltausschuss der Stadt erklärt. Einen Beleg dafür brachte der Neujahrstag: Am 1. Januar mit relativ wenig Verkehr wurde ein Feinstaubgehalt von 132 Mikrogramm erreicht. Bereits um 0.30 Uhr, also kurz nach dem Silvesterfeuerwerk, das wohl auch noch zur „dicken Luft” beigetragen haben dürfte, waren es bereits 125 Mikrogramm; im Laufe der Nacht, am Morgen und Nachmittag stiegen die Werte kontinuierlich bis auf 144 Mikrogramm um 16 Uhr. Das war deutlich mehr als die Messstation in Duisburg-Bruckhausen zu den Zeiten registrierte.

Für den Kraftwerks-Kritiker Josef A. Besseling aus Hünxe-Bruckhausen sind die Verursacher eindeutig die Großfeuerungsanlagen zum Beispiel im Duisburger Norden und Voerde, aber auch die vielen individuellen Heizungsanlagen im Stadtgebiet. Besseling, der bekanntlich gegen den Neubau des Kraftwerk-Blocks 10 in Walsum gerichtlich zu Felde zieht, sieht darin „eine Gefahr und hohe Belastung für die Gesundheit”. Dass viele Menschen zurzeit besonders über Atemswegsbeschwerden leiden, hat seiner Ansicht nach nicht allein etwas mit einer „Erkältungswelle” zu tun.

Warten bis September

So dramatisch die Werte auch sind: Dass sich der Staub kurzerhand „in Luft auflöst”, ist nicht zu erwarten. Frühestens im September ist mit dem Inkrafttreten eines „Luftreinhalteplanes” zu rechnen, hieß es seitens der Bezirksregierung. Vorher muss das Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) ein detailliertes Luftqualitätsgutachten erstellen, das möglichst alle Staubquellen erfasst. Es soll im März vorliegen.

INFO Wer sich über die Feinstaubentwicklung informieren will, kann dies im Internet unter www.lanuv.nrw.de tun. Unter der Rubrik „Luft” findet man die halbstündlich aktualisierten Werte der Messstation an der Wilhelm-Lantermann-Straße. Auch die Zahl der Überschreitungstage beim Feinstaub lässt sich dort ablesen.

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