Laut und lästig

NRZ Lokalausgabe, 10. April 2008, Heinz Ingensiep

Lärmende “Problemzone” mitten in der Stadt: die verkehrsreiche Hünxer Straße. (Foto: Eduard Behrendt)

HEINZ INGENSIEP

DINSLAKEN / VOERDE / HÜNXE. Nach dem Feinstaub dürfte jetzt der Lärm für die Kommunen, in unserer Region speziell für Dinslaken, zum Problem werden. Als Hauptursache wurde auch hier der Straßenverkehr ausgemacht. Und wie beim Staub geht es um die Umsetzung von Vorgaben der Europäischen Union, konkret um die “EU-Umgebungslärm-Richtlinie”. NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg hatte dieser Tage die neuen landesweiten Lärmkarten, die auch im Internet zu finden sind, vorgestellt (die NRZ berichtete überregional). Wer glaubte, darin seien nur die Großstädte erfasst, der irrte: Auch Dinslaken am Rande des Ballungsgebietes Rhein-Ruhr ist dabei – und stellenweise gar nicht leise.

Von der A 3, auf der jährlich bis zu 6,5 Millionen Fahrzeuge verkehren, konnte man einen extremen Lärmpegel erwarten, der zum Beispiel Teile von Oberlohberg erreicht.

Auch das nördliche Ende der A 59 von der Ausfahrt Hiesfeld bis Dinslaken-West sowie auf dem westlichen Teil der Brinkstraße sorgt für Krach, der trotz Tieflage der Autobahn bis zum Averbruch rüberschwappt. Ähnlich ist es auf der östlichen Brinkstraße ab der A3-Ausfahrt “Dinslaken-Süd”. Hier trifft es Teile des neuen Wohngebietes Hühnerheide.

Kommunen sollen handeln, das Land will helfen

Nicht allzu erstaunt ist man als Laie auch über die stark befahrene B 8 als Schallquelle, die sich durch das westliche Stadtgebiet schlängelt. Auch die wird von der Lärmkarte erfasst; sie erreicht streckenweise Lärmwerte, die denen am Ende der A 59 nahekommen. Wen wundert’s, wenn der Verkehr aus und in Richtung Wesel keinen anderen “Abfluss” als die Bundesstraße hat?

Zu einem echten Problemfall für die Stadt Dinslaken könnte freilich die Hünxer Straße werden. Menschen, die an ihr wohnen, wird das nicht erstaunen. Von Lohberg bis zur Dinslakener Stadtmitte ist das Nadelöhr von der B 8 in Richtung Hünxe als “Problemzone” ausgewiesen. Gerade hier dürfte es schwierig werden, Gegenmaßnahmen zu treffen.

Genau die aber erwartet man in Brüssel und jetzt auch seitens der Landesregierung von den lärm-technisch eingenordeten Städten und Gemeinden. Umweltminister Uhlenberg: “In Lärm-Aktionsplänen müssen die Kommunen bis Mitte 2008 darlegen, was gegen die Lärmbelastungen unternommen werden soll.” Dabei stünden die besonders lauten Bereiche im Vordergrund. Die Städte sollten sich dabei auf “Maßnahmen konzentrieren, die zu den örtlichen Gegebenheiten und den finanziellen Möglichkeiten passen”. Gerade letztere dürften für Dinslaken das größte Hindernis sein, aktiv zu werden – auch wenn das Land seine Hilfe zusagt.

Im Dinslakener Rathaus ist man sich des drängenden Themas bewusst. “Wir müssen uns mit der Situation auseinandersetzen. Aber wir haben momentan andere Sorgen und keine Patentlösung”, sagt Stadtpressesprecher Horst Dickhäuser. Zum Beispiel im Falle der Hünxer Straße seien riesige Investitionen gegen den Lärm illusorisch. Schlimmstenfalls komme es zu Einschränkungen des Verkehrs.

In Voerde “verschwindet” der Lärm der B 8

In einer glücklicheren Lage sind Hünxe und Voerde. Das “Golddorf” wird streckenweise lediglich von der A 3 beschallt. Aber was soll die Gemeinde dagegen schon unternehmen? Voerde hingegen ist bei der Umgebungslärm-Problematik gar nicht erfasst. Auf der “Krachkarte” des Ministeriums endet der Lärm der hier nicht weniger nervigen B 8 auf wunderbare Weise jeweils an den Stadtgrenzen zu Dinslaken und Wesel.

Was die von der EU angezettelte Lärm-Diskussion in manchen Augen zudem unglaubwürdig macht, ist die Tatsache, dass vor allem die Schallwellen der Bahnlinie keinerlei Berücksichtigung finden.

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