Massive Kritik an Deponieplänen

NRZ Lokalausgabe, 26. Februar 2013

Von Autor: Ralf Kubbernuß

Dinslaken/Duisburg.

Kaum ein gutes Haar lässt der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, kurz BUND, an den Plänen, die ThyssenKruppp Steel Europe für die Erweiterung der Deponie in Wehofen vorgelegt hat. Das fängt bereits bei der Bezeichnung „Erweiterung“ an. „Mit diesem sachlich falschen Ausdruck versucht der Vorhabenträger einen Sachverhalt abzubilden, der nicht den Tatsachen entspricht. Die alte Deponie an dem Standort Wehofen ist beendet. Die Genehmigungssituation für die alte Deponie ist eindeutig. Bei dem vorgelegten Antrag handelt es sich um den Planfeststellungsantrag zur Errichtung einer neuen Deponie“, heißt es in der Stellungnahme zum Vorhaben, die der BUND als Träger öffentlicher Belange und in Abstimmung mit den Naturschutzverbänden des Landes gestern öffentlich gemacht hat.

Erforderlichkeit nicht nachgewiesen
Insgesamt umfasst die Stellungnahme des BUND-Landesverbandes 18 Seiten, auf denen die unterschiedlichen Aspekte der Planunterlagen kritisch ins Visier genommen werden. So habe ThyssenKrupp an keiner Stelle des Antrages die Erforderlichkeit der Errichtung einer Deponie auch nur im Entferntesten nachgewiesen, da zum Beispiel nicht berücksichtigt wurde, dass weitere Deponien geplant oder bereits beantragt worden seien, wo ebenfalls Abfälle gelagert werden könnten.

Bei der Prüfung möglicher Standortalternativen habe man zudem nur solche aufgeführt, die über die Straße erreichbar sind. „Diese Darstellung entspricht aber nicht den realen Gegebenheiten der Standortalternativen. Es gibt nachweislich auch Standorte mit Wasserstraßenanschluss-Belieferung“, so der BUND.

Auch sei der geologische Untergrund der Deponie nicht mit denen alternativer Standorte verglichen worden. Unter dem Strich sei die Umweltverträglichkeitsstudie deshalb unvollständig und komme zu falschen Ergebnissen.

Ferner kritisiert der BUND, dass die Ausführungen zur Oberflächenabdichtung der geplanten Deponie ebenso Fragen offen ließen, wie die vorgesehene Deponie-Entwässerung über die Emscher. So werde zum Beispiel „an keiner Stelle der Antragsunterlagen dargestellt, wie die zukünftig in die Emscher eingeleiteten Abwässer untersucht werden sollen“.

Leitstraße wird Deponiestraße
Kritisch sieht der BUND auch den Neubau des Betriebshofes jenseits der Leitstraße, da die Lkw von dort über die Straße zur Deponie fahren müssten, abladen und wieder zurückfahren, um gereinigt zu werden. Faktisch werde die Leitstraße damit zu einer „innerbetrieblichen Deponiestraße und dürfte langfristig für den öffentlichen Verkehr als Verbindungsstraße nach Walsum nicht mehr zugänglich sein“.

Zum guten Schluss macht der BUND mit Blick auf die Staub-Immissionen darauf aufmerksam, dass man einerseits jenseits der Brinkstraße eine Umweltzone einrichte, auf der anderen Seite eine Deponie errichtet werden soll, „die eine weit höhere Belastung durch Feinstaub produziert, als dies sämtliche Pkw in Dinslaken jemals könnten.“ Zudem seien die zu Grunde gelegten Messwerte nicht repräsentativ, da nicht der Mindestzeitraum von einem Jahr betrachtet worden sei und zum Beispiel die Immissionen im Winter besonders hoch seien. Außerdem seien die Gutachten für Geräusch- und Geruchsimmissionen nicht plausibel und unzureichend.

Alleine vor dem Hintergrund, dass ThyssenKrupp die Stahlproduktion einer kritischen Analyse unterziehen will, den Antragsunterlagen noch zu Grunde liegende Planwerte teilweise schon jetzt überholt seien und sich möglicherweise Produktionsumfänge (und damit Abfallmengen) verändern könnten, müsse das Unternehmen die Antragsunterlagen dahingehend aktualisieren, so der BUND. Zudem müsse eine so weit reichende Maßnahme vom Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens gegengezeichnet werden. Und der seinerzeit in der Fußzeile des Antrags genannte sei ja bereits aus dem Amt entfernt worden.

Bild 1:
Ein Blick auf die Abraumhalde von ThyssenKrupp.
Foto: Gerhard Klinkhardt

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