Staub zu Staub

NRZ Lokalausgabe, 16. Januar 2008

Wirbelt abseits der Thyssenstraße zu viel Staub auf, sagen zumindest Bewohner im Averbruch: der Recycler ARG. HEINZ INGENSIEP DINSLAKEN. Dass seit Anfang Januar in der City nach Feinstaub gefahndet wird, stößt auf ein geteiltes Echo. Die einen erwarten mit Spannung, wie hoch die Belastung durch den Straßenverkehr wirklich ist und ob das Konsequenzen haben wird. Die anderen fragen sich, ob die Wilhelm-Lantermann-Straße wirklich das einschneidende Staubproblem in Dinslaken sei. Und mancher argwöhnt, warum im einen Falle etwas passiert und andere, die Staub aufwirbeln, ignoriert werden. Zum Beispiel: die Firmen südlich der Innenstadt.

Wie ein Keil schiebt sich das alte Industriegebiet an der Thyssenstraße zwischen die Wohngebiete in Hiesfeld und Averbruch. Produktionsstätten wie MCS International und das Metallwerk Dinslaken sind auf einer speziellen Karte des NRW-Umweltministeriums als Schadstoff-Ausstoßer (“Emittenten”) vermerkt. Ebenso ein kleiner Betrieb, die Abfall-Recycling GmbH (ARG), Dependance eines Bottroper Unternehmens. Über den klagen Bewohner des Averbruch, dass er bei Ostwind nicht nur ein Stück Straße, sondern weite Teile des Stadtteils “bestäubt”.

Feinstaub ist in Voerde ein viel größeres Problem

Bei der Stadt Dinslaken ist dieses Luftstaubaufkommen aber trotz einiger Beschwerden nicht wirklich präsent. Auch das früher zuständige Staatliche Umweltamt (“Stua”) in Duisburg war offenbar nie zur Stelle, wenn es zu akuten Störungen kam.

Im Tiefbaubereich der Stadt hat man vielmehr ein anderes Problem mit der ARG und ihren Nachbarn. Die Privatstraße, die zu dem Recyclingunternehmen führt, ist ständig extrem verschmutzt. Nur: Es lasse sich nicht feststellen, wer konkret der Verursacher der Verschmutzung ist, so Stadtsprecher Thomas Pieperhoff. Daher könne man auch keinem die Reinigungskosten in Rechnung stellen. Deswegen verfällt man im Rathaus auf den Trick, den Privatweg in eine öffentliche Straße umzuwidmen; dann nämlich können alle Anlieger zu den Kosten herangezogen werden.

Immerhin: Beim neuen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (“Lanuv”) in Recklinghausen ist die ARG aber auch als Emittent registriert. Im entsprechenden Emissions-Kataster Luft wird ein Ausstoß von rund 76 Kilogramm im Jahr ausgewiesen. Dieser Wert stammt aus dem Jahre 2004; ein neues Kataster wird erst Ende 2008 wieder erstellt.

Für alle emittierenden Betriebe in Dinslaken wird für 2004 eine jährliche Gesamtstaubmenge von 1106 und eine Feinstaubmenge von 549 Kilo angegeben. Kleinfeuerungsanlagen steuerten 8532 Kilo Fein-staub bei. Dagegen stieß der Straßenverkehr im Stadtgebiet 34 334 Kilogramm aus, übrigens ähnlich viel wie in Hünxe (34 446 kg/Jahr), aber deutlich weniger als in Voerde (55 475 kg). In Voerde belief sich 2004 die Gesamtstaubmenge der Industrie gar auf 451 885 Kilogramm, davon 330 745 kg Feinstaub.

Umweltschutz mit neuen Zuständigkeiten

Was emittierende Industrieanlagen betrifft, ist die Detektivarbeit seit Jahresbeginn nicht leichter geworden. Im Rahmen der Entbürokratisierungsoffensive der Landesregierung sind die Staatlichen Umweltämter zerschlagen worden. Ihre Kompetenzen wurden zwischen Bezirksregierung und Großstädten bzw. Landkreisen aufgeteilt. Ein Teil der Betriebe, zumeist die großen, werden aus Düsseldorf beobachtet. Für die kleineren ist jetzt der Umweltbereich im Weseler Kreishaus zuständig. Allerdings nicht zum Beispiel für den staubigen Recycler ARG; der fällt in den Bereich “Abfall” und
wird von der Bezirksregierung beaufsichtigt. Diese Karte des NRW-Umweltministeriums zeigt die Betriebe südlich der Dinslakener Innenstadt, die Schadstoffe, darunter auch Feinstaub, ausstoßen.

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