„Wir müssen uns wehren“

NRZ Lokalausgabe, 02. Februar 2013

Von Autor: Peter Neier


Dinslaken.

„Keine Erweiterung der Deponie Averbruch/Wehofen-Nord!“ Zur ersten Infoveranstaltung im neuen Jahr hatte die Bürgerinitiative gegen Giftmüll e.V. (BIGG) Mitglieder und interessierte Bürger ins Karl-Leisner-Haus eingeladen. Vor rund 30 Besuchern berichteten Jürgen Gleußner, Jürgen Sprinkmeier und Klaus Winter über erste Erkenntnisse und Ergebnisse, die sie nach Studium der Akten („zehn Ordner mit rund 1500 Seiten“) von Thyssen Krupp Steel (TKS) zum Genehmigungsverfahren für den 3. Bauabschnitt gewonnen hatten, sowie über das weitere Vorgehen der BIGG. Sie gaben Interessierten Material an die Hand, um Einwendungen zu formulieren. Stichtag ist hier der 6. März 2013.

„Ohne Einwendung keine Klage. Wir sind zuversichtlich, die vorgeschriebenen mindestens einhundert Einwendungen schnell zusammen zu bekommen. Dann muss die Bezirksregierung in Dinslaken eine Anhörung machen“, erklärte Jürgen Sprinkmeier. Schließlich gehe es um das Schutzgut Mensch.


TKS plant, den bestehenden Deponiekörper auf 52 Meter zu erhöhen und flächenmäßig bis an die Brinkstraße auszudehnen. Hohe Zäune und Schilder rund um die Deponie warnen bereits: „Achtung Lebensgefahr“. Rückstände aus der Stahlproduktion, „etwa hochgiftige Gichtschlämme und Filterkuchen“, gingen hier bereits seit Jahren in die Endlagerung „und belasten unsere Luft durch Abwehungen von der Deponie bereits heute mit Arsen, Zyanid, Brom und anderen bedenklichen Stoffen“, schreibt die BIGG in ihrem Flyer.

Als Folgen zählen die BI-Sprecher auf: Die Gesundheit werde durch zusätzliche Feinstaubbelastung gefährdet; Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten dürfe nicht mehr gegessen werden (in unmittelbarerer Nähe gibt es auch Erdbeer- und Spargelfelder); Häuser und Grundstücke verlören an Wert. Ferner: Die Umweltzone gelte zwar für den Averbruch, aber direkt an der Grenze dürften täglich von 7 bis 18 Uhr 200 Lkw (30-Tonner) fahren. Auch auf das „nicht mehr unbedenkliche Spielen unserer Kinder auf dem Bolzplatz“ (Südstraße) wiesen Eltern hin.

Von Thyssen beauftragte Gutachter seien zu dem Ergebnis gekommen, dass die Lärmbelastung „hart an der Grenze des Zumutbaren“ liege, so die BIGG. Die beträfe besonders die nahe gelegenen Gebiete Südstraße, Teile der Oststraße und der Bruchstraße. Die nächsten bebauten Grundstücke seien in Zukunft nur 150 Meter von der Deponiegrenze entfernt und im Bereich von 1000 Metern davon wohnten Tausende von Menschen im Averbruch, in Barmingholten und Teilen von Hiesfeld.

Beim Thema Grundwasser versucht die BIGG, auch die Bürger in Eppinghoven mit ins „Einwendungsboot“ zu holen. Ihre Befürchtung: Abwässer aus Deponiekörper und Betriebshof gingen ungereinigt in die Emscher, die am Stapp in den Rhein mündet.

„Wir müssen uns wehren. Jede Einwendung zählt“, so der einhellige Tenor. Die BIGG kämpft weiter.

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